Die letzten Etappen in Ostgeorgien waren dann noch ziemlich heftig: Zuerst drei Tage mit jeweils rund 30 km und dann zum Abschluss eine Königsetappe wo wir 47 km wanderten, von Sighnagi nach Lagodechi, und das wiederum in der grössten Hitze – Oh mein Gott, wir waren erschöpft und fielen abends totmüde in unsere Betten. Aber erst nachdem wir in dem kleinen Gasthaus, wo wir übernachteten, noch ein feines Georgisches Abendessen erhielten und nochmals mit dem Hausherrn einige Toasts zu sprechen – und den Wein gab es sogar aus den originellen georgischen Horntrinkbehälter.
Am nächsten Tag kamen wir an die Grenze zu Aserbaidschan und auf dem Grenzschild stand gross: „Aserbaidschan Border – Good Luck!“ Na dann viel Glück, wenn ihr hier über die Grenze wollt… Wir hatten schon ein paar Bedenken, weil wir ja einen Stempel von Armenien in unseren Pässen haben und dann der Übertritt etwas schwieriger sein kann. Die beiden Länder Aserbaidschan und Armenien sind ja grundsätzlich immer noch im Kriegszustand gegeneinander, es geht da um die von Armenien besetzte aserbaidschanische Provinz Bergkarabach. Dort sind Schiessereien und sonstige Zwischenfälle keine Seltenheit und die Lage ist oft angespannt. So werden dann auch unsere Pässe ganz genau angeschaut, und der Stempel von Armenien sticht den Beamten natürlich gleich ins Auge. Aber nachdem wir einige Fragen beantwortet haben, wo wir in Armenien waren und was wir getan haben, und bestätigt haben, dass wir nicht in Bergkarabach waren, durften wir einreisen.
Aserbaidschan ist wieder ein moslemisches Land, die Menschen bekennen sich zur Schiitischen Glaubensrichtung, jedoch ist hier die Religion nicht ganz so ein wichtiger Bestandteil im Leben, wie zum Beispiel in der Türkei. Das hat auch damit zu tun, dass während 70 Jahren bis 1991, wo Aserbaidschan eine Sowjetrepublik war, die Religion eh verboten war. Das Land ist jetzt im Aufschwung, wird sehr autoritär von Ilham Alyiev und seiner Familie regiert, die Pressefreiheit ist eingeschränkt und die Korruption ist scheinbar sehr hoch – ich weis gar nicht, ob ich das hier alles schreiben darf… 🙂 Das Land ist reich an Öl und Gas, welches im Kaspischen Meer gefördert wird.
Und es gibt wieder Tee, 🙂 und tatsächlich, schon nach einer halben Stunde in Aserbaidschan werden wir zum ersten Mal wieder zu einem Tee / Cay eingeladen. Sehr freundlich! Auch später, in der ersten Stadt sind die Leute sehr freundlich, spontan wird mir eine eiskalte Cola geschenkt, und später machen wir mit einigen Passanten lustige Fotos. Die Menschen sind gut gelaunt und es gefällt uns auf Anhieb.
Tja, und dann war es soweit, unsere Körper machen sich gleichzeitig bemerkbar und melden uns sehr deutlich, dass die letzten Tage doch etwas Zuviel des Guten waren. Bei mir zeichnete sich eine Erkältung mit etwas Fieber ab, und bei Christoph, sind es beide Füsse, die streikten. Hauptsächlich wohl wegen den neuen Schuhen, die er in Tiflis gekauft hat; da war am rechten Fuss, an der Ferse eine riesige, tiefe Blase, und der linke Fuss schmerzte und schwoll immer mehr an. Wir schafften es grad noch in die nächste kleine Stadt und legten mal ein Tag Pause ein. Weitergehen wäre nicht gegangen, im Gegenteil, der Fuss sah immer schlimmer aus. So mussten wir um nach Sheki, die nächst grössere Stadt, zu gelangen, den Bus nehmen. Dort kannten wir Azer, ihn hatten wir in Georgien getroffen und er meinte damals, wenn wir in Sheki sind, sollen wir ihn unbedingt besuchen. Wir werden von ihm und seiner Familie herzlich empfangen und dürfen bei ihnen übernachten. Christophs Fuss wird sogleich begutachtet, es wird gesalbt und verbunden. Doch es hilft nichts, tags darauf fahren wir ins Spital, wo sich ein Artz mal alles anschaut. Es wird ein Röntgenbild gemacht, dann eine Spritze mitten in den Fuss, und eine in den Hintern. Ok, gebrochen ist nichts, trotzdem hatten die Schwestern schon Gibstücher bereitgestellt – wir dachten ernsthaft, die wollen nun den Fuss eingibsen… J Doch der Arzt wies die Schwestern zurecht und sie machten einen normalen, schönen Verband. Aber Ruhe und schonen ist angesagt, und so bleiben wir in Sheki und können, nachdem am nächsten Tag die Schwellung doch etwas zurückgegangen ist, den Khanspalast und die Karavanserei anschauen. Hier ging ja auch die Seidenstrasse durch und hier konnten sich die Karavanen erholen und wurden verpflegt – hm, wie wir jetzt auch… Christophs Fuss wurde dann schon besser und besser, doch weitere Tageswanderungen wären nicht gegangen. Wir genossen die herrliche Gastfreunschaft von Azer und seiner ganzen Familie und sagen hier nochmals ein riesiges Dankeschön! Tja und dann mussten wir halt trotzdem weiter, aber wir entschieden uns schweren Herzens, die restliche Distanz bis Baku mit dem Bus zurückzulegen. Auch, weil wir etwas auf die Zeit schauen müssen, unser Visum von Aserbaidschan läuft am 23.8. aus. Bis dahin müssen wir in Baku die nächsten Visa für Kasachstan und Usbekistan besorgen. Und wir wollen ja das Kaspische Meer mit der Fähre überqueren, und da soll die Organisation um an Tickets zu kommen, doch recht kompliziert und sehr zeitaufwändig sein, auch, da diese Fähre – mehr ein Frachtschiff, keinen fixen Fahrplan hat, ca alle fünf Tage fährt, das kann aber scheinbar niemand genau sagen, und es ist auch nicht immer klar, wo man zusteigen kann. Naja, wir schauen mal, ob wir das schaffen….
Hallo Simon, Christoph seit ihr schon Baku, es gebe eine Möglichkeit für eine Unterkunft. In Nenzing ist eine aus Baku verheiratet und ihre Schwester wohnt in Baku. Dort könntet ihr übernachten. Die Cousinen spricht englisch. Könnt ihr mir Bescheid geben ob ihr die Unterkunft braucht. Dann Übermittle ich euch die Adresse um Telefonnummer. LG Christine
Na ja, wundern darf Euch das nicht. Ihr habt ja schon jede Menge Kilometer auf dem Buckel ……. eh …… in den Beinen. 😉
Alles Gute Euch Beiden, dass Ihr bald wieder ganz gesund und fit seid und dass Ihr das mit dem Visum und der Fähre zeitgerecht schafft.