Von Trabzon aus besuchten wir die Sumela Monastry. Diese liegt ca. 50 km südlich im Landesinneren, auf über 1000 müM, sehr spektakulär in eine fast senkrechte Felswand gebaut. Es ist ein ehemaliges orthodoxes Kloster aus der Byzantinischen Zeit, also über 1500 Jahre alt. Wir sind vor allem von den Fresken und biblischen Wandbemalungen begeistert, Jahrhunderte alte Zeichnungen – auch hier wieder, ein ganz spezieller Ort.
In Rize, der letzten grösseren Stadt in der Türkei, sind wir dann mitten im Teeanbaugebiet der Türkei – tja, von hier also kommt all der Tee, denn wir getrunken haben 🙂 . Wir sehen Leute bei der Ernte in den Teefeldern, die den einzelnen Teesträuchern entlanggehen und Blätter schneiden – eine sehr beschwerliche Arbeit. Es ist auch mehr und mehr subtropischer, alles ist immer wie grüner, Palmen und Farne sieht man immer öfter und auch das Wetter ist dementsprechend feucht, und – es nieselt regelmässig – und eigentlich ist doch Sommer… Naja, die Hitze ist halt bei euch in Europa…
Tja, und dann kommt die Grenze zu Georgien immer näher und näher. Nach fast genau zwei Monaten in der Türkei, und knapp 1400 Kilometer zu Fuss, haben wir das riesige Land von West nach Ost durchquert und sind an der Grenze zu Georgien angelangt. Wir blicken auf eine ganz tolle Zeit zurück und bedanken uns hier nochmals bei allen netten Menschen, die wir von Edirne bis Sarpi getroffen haben. çok teşekkür ederim und Gülle Gülle! So ist dann an der Grenze der Blick zurück auch speziell. Da steht noch die letzte Moschee auf türkischem Boden und dahinter die weiten Berge entlang der Türkischen Schwarzmeerküste – das sind wir alles gegangen…
Und vor uns liegt Georgien – ein Land worüber wir eigentlich noch gar nicht viel wissen. Klar, wir googeln natürlich jeweils und informieren uns über die einzelnen Länder, also: Georgien, 3.7 Millionen Einwohner, Hauptstadt Tiflis, Liegt südlich des Kaukasus und grenzt an Russland im Norden, Aserbaidschan im Osten und Türkei und Armenien im Süden. Tja, und der höchste Berg ist mit 5068 müM der Schchara und somit höher als jede Spitze in den Alpen.
Und, es hat eine ganz eigene Sprache und Schrift. Da müssen wir natürlich mindestens die wichtigsten Worte wie hallo und Danke gleich mal lernen. Hallo ist გამარჯობა – Gamarjoba und vielen Dank heisst დიდი მადლობა – didi madloba – also Lesen können wir da rein gar nichts… Und auch sprechen ist sehr gewöhnungsbedürftig. Naja, nach nun drei Tage in Georgien haben wir eine Handvoll Wörter auf Georgisch herausgeschrieben und stellt sich heraus, dass viele ältere Leute auch Russisch können und jüngere dagegen Englisch. Wir haben sogar schon mit einer Deutschlehrerin, welche früher in der DDR war, deutsch gesprochen. Und da wir hier sowieso noch im Grenzgebiet zur Türkei sind, können auch noch einige etwas Türkisch. So versuchen wir es halt jeweils mit einer der fünf Sprachen, Englisch, Türkisch, Russisch, Georgisch oder Deutsch.
Batumi, die erste grosse Stadt in Georgien zeigt uns dann sehr schnell ihre zwei Seiten. Einerseits ist es eine glitzernde, moderne Stadt mit vielen skurrilen Gebäuden und abstrakten architektonischen Besonderheiten – hauptsächlich am Meer entlang. Ein Hochhaus hat in luftiger Höhe ein kleines Riesenrad, ein Haus steht total auf dem Kopf, und an der 5 km langen Strandpromenade stehen modernste Hotels namhafter Ketten, daneben Türme wie aus dem Märchen, eine Windmühle und eine kleine Akropolis. Viele Parks säumen die Promenade, mit grossen Teichen, ja halben Seen, Tische und Bänke laden zum Verweilen ein und Springbrunnen leuchten abends jeweils in allen Farben. Es gibt ein Delphinarium ein Botanischer Garten und sogar eine Seilbahn auf einen Aussichtspunkt.
Daneben bzw. in den Strassen dahinter sehen wir dann das andere Georgien, da stehen schon viele riesige Plattenbauten und Mehrfamilienhäuserkomplexe, die ihre besten Zeiten vor einigen Jahrzehnten hatten; riesige Blechfassaden rosten vor sich hin und wir können nur erahnen, wie es drin, in den Wohnungen aus sozialistischer Zeit wohl aussehen mag. Die kleinen Häuser entlang den Strassen sehen mit ihren netten Balkonen und Innenhöfen besser aus, aber auch hier sind Zeichen der Armut sichtbar. Wie reich oder arm man hier tatsächlich ist, ist nach den ersten Tagen schwierig zu sagen, aber wie wir wissen ist die Arbeitslosigkeit in Georgien hoch, sehr hoch – offiziell 15% inoffiziell schätzt man 30 – 50 % und speziell in den ländlichen Gebieten leidet die Bevölkerung wirklich unter der Armut. Wir werden nun in den nächsten 3 Wochen sicher vieles sehen, auch weil wir zwei Projekte von World Vision Schweiz in Georgien besuchen dürfen. Wir sind sehr interessiert und gespannt, was hier schon an Unterstützung getan wurde und getan wird. Und wir freuen uns, euch darüber zu berichten, also, Klimaanlage einschalten und dran bleiben 🙂
Hallo zäme,
Man kann Euch nicht genug danken für die interessanten Berichte. Alles Gute weiterhin und viele gute und schöne Begegnungen wünsche ich Euch. Häbet Sorg! Liebe Grüsse Ageli