Quer durch die Steppen Kasachstans

Aqtau, am Hafen angekommen

 

Wieder festen Boden unter den Füssen wandern wir aus dem Hafen einer langen Strasse entlang Richtung Aqtau. Die doch recht grosse Stadt ist aber dann nicht so speziell, hat halt einen riesigen Hafen, viele etwas heruntergekommene Mehrfamilienhäuser, unzählige kleine und grosse Läden, und auf einer riesigen Fläche zehntausende von kleinen Häuser. Und ein paar Hotels hat‘s natürlich auch. Und in ein kleines, einfaches Hotel checken wir dann zu viert, mit unseren beiden Kollegen aus Aserbaidschan, die wir auf dem Schiff kennen gelernt haben, ein. Naja einfach ist eher übertrieben, es war ein (sorry für den Ausdruck) ein Loch… Das Zimmer hat drei Betten, ich kriege eine zusätzliche Matratze auf den Boden, dort schlafe ich dann. Die Decke über uns ist, so wie es ausschaut, von einem Zimmerbrand in Mitleidenschaft gezogen worden und das Loch mit Karton und Klebstreifen irgendwie zusammengeflickt. Darunter steht ein Eimer, denn ab und zu tropft es herunter – wohl noch vom Löschwasser. Unter Christophs Matratze ist ein zerbrochenes Holzbrett, und auf dem Laminat sind unzählige Brandflecken von ausgedrückten Zigaretten…. OMG!!! Vom Bad schreibe ich mal nur soviel: geduscht haben wir beide nicht…

 

Aqtau, Beach

Dafür waren wir am nächsten Tag im Kaspischen Meer schwimmen – herrlich erfrischend. Und, wir konnten uns ein Zugsticket nach Usbekistan organisieren. Der fährt am nächsten Tag am Mittag und wird nach ca. 30 Stunden in Usbekistan sein. Super! So geht es für die nächsten zwei Tage halt mit dem Zug weiter, denn so wie wir wissen, ist es durch die Kasachische Steppenlandschaft mit unserer Ausrüstung unmöglich zu gehen. Es sind ja auch etwa 700km durch eine wüstenähnliche Gegend, praktisch ohne Dörfer. Der erste Teil der Reise, bis kurz vor die Grenze von Usbekistan verlief sehr gemütlich, wir hatten ein eigenes Abteil und konnten richtig schön die Landschaft geniessen. Es ist schon sehr trocken hier, und schon sehen wir die ersten Kamele bzw .Dromedare, welche hier wohl frei leben. Wir erreichen die Stadt Beyneu kurz vor Mitternacht, wo wir umsteigen müssen. Der Bahnhof ist um die Zeit mit Reisenden überfüllt, viele kaufen bei den unzähligen kleinen Ständen Lebensmittel und Reiseartikel ein. Wir tun dem gleich, denn die Weiterreise nach Kumrad in Usbekistan dauert dann nochmals ca. 15 Stunden.

 

Im Zug nach Usbekistan 3

Dann betreten wir den Zug und quetschen uns durch den Wagon. Wir wussten zwar, dass wir in diesem Zug die normale Klasse gelöst hatten, aber es war dann schon recht eng in diesen offenen Abteilen. Pro Abteil gab es drei Bänke und drei Liegen darüber. Zwei jeweils einander gegenüber und das dritte quasi auf dem Gang. Hier waren wir, auf diesen etwa 6 Quadratmeter 12 Menschen inklusiv allem Gepäck. Pünktlich um 1:30 Uhr nachts gings los. Zuerst noch 70 Kilometer durch Kasachstan, bis zur Grenze. Kaum begann die Fahrt, blies schon der Wind in unser Abteil – das schwere Schiebefenster lies sich mehr schliessen. Zu dritt konnten wir es mit grosser Anstrengung dann doch hochstemmen und klemmten meine Wanderstecken dazwischen – so geht das 🙂 Sitzend, müde und nur einigermassen bequem fand ich dann irgend einmal etwas Schlaf und wurde an der Grenze wieder wach. So, und nun begann eine postsowjetische Grenzkontrolle, die auf der Kasachischen und dann der Usbekischen Seite im Ganzen geschlagene 5 Stunden dauerte. Es waren unzählige Personen in Militäruniformen in unserem Wagon; einer sammelte die Pässe ein und verschwand damit. Der Zoll wollte natürlich unsere Rucksäcke sehen – Christoph packte seinen zwei Mal aus und wieder ein. Ein Formular auf Russisch füllten wir mit Hilfe der Mitreisenden aus – man muss hier deklarieren, wie viel Bargeld (und scheinbar auch Gold oder andere Wertsachen) man mit sich trägt, und wie viele Gepäcksstücke etc. Dann endlich – draussen war es schon seit einer Weile hell, kriegten wir die Pässe zurück und es ging weiter.

Was dann folgte, war für uns auch wieder sehr überraschend. Der Zug war plötzlich noch voller – viele Leute, hauptsächlich Frauen sind zugestiegen, und die gehen nun dauernd den ganzen Zug auf und ab und verkaufen ihre Ware aus den Taschen und Körben, die sie mittragen. Es gab einfach alles: Tee und Kaffee, Süsswasser und Bier, Brot und Eiscreme, Essen allgemein – hauptsächlich den getrockneten Fisch aus dem Aralsee roch fein, Handys und sonstige kleine elektronische Geräte und Spielereien, Zahnpasta und Zigaretten, Uhren und Schmuck, stapelweise Kleider und Berge von Spielsachen. Es war in diesem engen Zug nun noch mehr los. Bei einem Geldwechsler beschafften wir uns Usbekisches Geld – So’m heisst die Währung. Das kriegt man nur in 1000 und 5000er Scheinen. So, und 1000 So’m sind etwa 20 Eurocent. Und für 100 US Dollar kriegten wir 440000 So’m, also einen Stapel Scheine in der Höhe von fast 5cm(!). Wir müssen uns da was einfallen lassen – im Geldbeutel hat da nix Platz. 🙂

 

Im Zug nach Usbekistan, Geldwechseln

Gegen 16:30 erreichen wir dann Kumrad, eine kleine Stadt in der Nähe des Aralsees, und Endstation des Zuges, und wollen uns eigentlich eine Unterkunft suchen. Da aber auch hier eigentlich nichts ist, beschliessen wir, umgehend zu unserem ersten Ziel in Usbekistan, der Stadt Khiva zu fahren. Das sind nochmals über 300km, für welche wir ein Taxi nehmen. Der Fahrer will umgerechnet 22 Euro – das ist günstig (!) – wir staunen und steigen gleich ein. Spät abends erreichen wir dann die Stadt an der Seidenstrasse und sind sehr gespannt wie es hier ausschaut. In den nächtlichen, dunklen Gassen finden wir schnell ein kleines Hotel und fallen totmüde in ein bequemes, sauberes Bett – was gibt es schöneres…

 

 

In Beyneu 2

 

 

4 Kommentare

  1. HI Christoph
    Great pics and story, sounds wonderful, enjoy!
    Martin, Charlie and kids

  2. hallo der zwe,so cool ond erfröschend üchi gschechte,vorauem före start am mäntig morge,super cool! witerhen gueti reis passed uf ond hoffentli nöme z vöu „löcher“hotels…;-)
    grüessli chrege

  3. Hallo Simon und Christoph!
    Über „Erlebnisse“ der besonderen Art könnt Ihr Euch ja wirklich nicht beklagen. Aber ich finde es großartig, dass Ihr so tüchtig unterwegs seid. Weiterhin alles Gute. Ich warte immer auf die spannenden Berichte und die tollen Fotos. L.G. Elfi

  4. Es isch eifach immer spannend was dir zwee so erläbet! Mer dänke immer ah öich! Grüessli vor schwöschter

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