Was hat Usbekistan und Lichtenstein – und nur die beiden Länder – gemeinsam? Nun, sie sind Binnenländer und grenzen ausschliesslich nur an Binnenländer, also sie haben selber kein Meer und grenzen an Länder die auch an kein Meer grenzen. Das zu wissen ist jetzt nicht unglaublich wichtig, aber es zeigt schon, dass wir hier in Usbekistan nun mitten in Zentralasien, im Herzen des riesigen Kontinentes sind. Hier verläuft die „Great Silkroad“ die Grosse Seidenstrasse mitten durchs Land und kommt bei Städten wie Chiva, Buchara und Samarkand vorbei – Perlen auf der Seidenstrasse.
Unser erster Besuch gilt der Stadt Chiva, welche als gesamtes wie ein riesiges Museum wirkt. Viele alte Gebäude und unzählige Museen sind dann auch in der verwinkelten Altstadt zu besuchen. Ja, verwinkelt ist die Altstadt tatsächlich, denn wir ertappen uns mehrmals, dass wir unsere Ziele nicht auf Anhieb finden. Auf dem quirligen Markt, direkt vor der Altstadt und den Stadtmauern gibt es dann wirklich alles zu kaufen, was man täglich so braucht. Und, es sind viele Geldwechsler, die auf Kundschaft, und auf Dollars und Euros warten. Mit prall gefüllten Taschen voller Geldscheine stehen sie da und es ist ein feilschen und verhandeln für einen guten Wechselkurs. Das Geldwechseln auf dem Schwarzmarkt ist in Usbekistan eigentlich illegal, wird aber grundsätzlich geduldet. Jeder Tourist wechselt auch nur hier sein Geld – auf der Bank gäbe es einen um mehr als 30% schlechteren Kurs. Gott sei Dank wurde vor einigen Jahren der 5000 So’m Schein eingeführt, der ist nun die grösste Banknote, die erhältlich ist, und hat einen Gegenwert von rund einem Euro. Vorher gab es nur den 1000 Schein, der ist 20 Cent wert. Aber auch mit den 5000-er Scheinen erhalten wir für 200 Euro einen rechten Stapel Scheine – und wir sind Millionäre 🙂
Da zwischen Chiva und Buchara wieder eine Halbwüste liegt, müssen wir den Teil mit einem Sammeltaxi zurücklegen. Wir erreichen Buchara recht schnell und quartieren uns in ein kleines Bed and Breakfast ein. Auch die zweite grosse Stadt an der Seidenstrasse ist sehr beeindruckend. Viele gewaltige, spezielle Gebäude – hauptsächlich Mädresse – Gebäude in denen früher Lehranstalten für verschiedenste Wissenschaften waren, liegen dicht beieinander; daneben grosse Moscheen und hohe Minarette – alles wie aus tausend und einer Nacht…
Ab Buchara sind wir wieder zu Fuss unterwegs. Die Gegend ist flach, grün und bis zum Horizont liegen rechts und links von uns weite Baumwollfelder. Die Felder stehen kurz vor der Ernte und die Baumwolle an den einzelnen Sträuchern sieht aus wie schneeweisse Wattebausche. Tja, und die Baumwolle, bzw. natürlich der Mensch wieder mal – ist ja schuld, dass der Aralsee immer weniger Wasser führt. Ab den sechziger Jahren wurde das Wasser zweier mächtiger Flüsse in Usbekistan, in die riesigen Baumwollfelder umgeleitet und in zehntausenden von kleinen Kanälen verteilt. So wächst hier die Baumwolle und der Aralsee trocknet aus… 🙁
Der Strasse entlang kommen wir immer wieder in kleine Dörfer und den Menschen entgeht unsere Anwesenheit nicht. Wir werden viel angesprochen, gefragt woher wir sind und wohin wir gehen, und wieso denn zu Fuss, dann natürlich noch Foto hier, Foto dort, es geht den ganzen Tag so, es ist immer ein quasi Stop and go – wandern… auch Tee gibt es ab und zu. Abends, in einem Dorf fragen wir dann auf einem Markt, ob es ein Gasthaus gibt. Ein Herr, der Schlüssel repariert meint, er kenne eins oder zwei und ruft gleich mal an. Als er nicht erfolgreich war, nimmt er uns kurzerhand zu sich nach Hause, als seine Gäste. Sehr nett – wir verbringen einen lustigen Abend mit ihm, der Herr heisst Yarashev, und seiner Familie, es gibt feines Reisgericht, wir plaudern noch so gut es sprachlich geht, und fallen dann nicht allzu spät am Abend in einen tiefen Schlaf. Auch am darauffolgenden Abend übernachten wir privat, in einem Restaurant – draussen, überdacht, auf einem grossen Sofa, wo wir es uns einfach nach dem Abendessen bequem machen können und herrlich schlafen.
Ja, die Menschen sind sehr freundlich hier. Zwei Tage später kehren wir bei einem Restaurant ein, wo wir spät Mittagessen. Da am Abend in diesem Restaurant eine Hochzeit stattfindet, meint der Patron des Restaurants, wir sollen doch sicher zur Feier bleiben. Danke, wir fühlen uns geehrt und freuen uns auf das Fest. Das ist dann auch sehr schön, es beginnt um 18:00 Uhr, und als wir in die grosse Halle treten, sind schon viele Gäste anwesend, an grossen runden Tischen setzt man sich hin – die Männer auf einer Seite, die Frauen und Kinder alle auf der anderen Seite der Halle. Alle warten gespannt auf das Brautpaar, das dann auch nach einiger Zeit eintrifft. Der Herr in Schale, die Dame in einem bunten Kleid und Schleier. Es wird applaudiert, dann setzten sich alle wieder und es gibt das Abendessen, Reis mit Fleisch, Hühnchen, verschiedene Salate, Käse und Brot, Limonade und natürlich Tee. Später wird getanzt und mit Wodka auf das Brautpaar angestossen…
Nun, es geht weiter entlang der Schnellstrasse und wir schaffen wie immer um die 30 km pro Tag und ich möchte es wieder mal erwähnen, es ist anstrengend, sehr anstrengend, speziell, wenn die Sonne ab dem frühen Nachmittag mit der ganzen Kraft herunterbrennt; dann muss man im Besten Fall schon am Tagesziel angekommen sein. Wir erreichen die nächste grosse Stadt – Samarkand – und übernachten im Gasthaus Antica, welches von den beiden Schwestern Kutbija und Aziza sehr nett geführt wird. Samarkand hat dann wieder einige wunderschöne historische Gebäude, wo einem fast die Worte fehlen, um zu beschreiben – schaut euch die Fotos an, es ist echt speziell, wie gesagt, aus Tausend und einer Nacht, mitten im Orient. Und es kommt mir vor, als wären wir hier auf dem Registan Platz echt im mitten von Asien, hier schlägt das Herz des Kontinentes…
Hallo Simon und Christoph!
Ich bin immer wieder begeistert, wie viele nette Leute Ihr kennenlernt, die Euch zu sich einladen, die Euch bewirten. Das ist schön, damit wissen wir „in der Heimat“, dass es Euch gut geht. „Tausend und eine Nacht“, ja ich glaube, das ist wirklich das richtige Wort, wenn man sich so das Foto anschaut.
Weiterhin eine gute Reise und viele nette Begegnungen.
L.G. Elfi