Im Hamam, in der Moschee und beim çay

es regnet
Wir sind ja schon eine Weile in der Türkei, und haben natürlich auch schon einiges an Traditionen und Gebräuchen mitgekriegt, und von diesen Erfahrungen wollen wir euch natürlich berichten. Ein Akt ist der Gang ins Hamam, ein Türkische Dampfbad. Christoph war mal in Arapli, ich war in Sinop, – und so ein Hamam Besuch läuft folgendermassen ab. Ich erhielt als erstes ein spezielles Handtuch – nicht ein Badetuch, sondern wie eine Art grosses Küchentuch/Abtröchnitüechli…. Das legt man sich, nachdem man sich ausgezogen hat, um die Hüfte. Danach geht’s in die Sauna, welche nicht unbedingt sehr heiss ist, aber sehr hohe Luftfeuchtigkeit aufweist. Die Hamams sind eh streng nach Männlein und Weiblein getrennt – und ich war auch der einzige Besucher. Nach der Sauna kam ich in einem Raum, wo Boden und Wände alles aus Marmor war, und viele Hähnen und Wasserbecken hat. Dort wäscht man sich abwechslungsweise mit kaltem und warmem Wasser und wiederholt den Saunagang nach Belieben. Dann kommt der „Tellak“, der Bademeister oder Masseur und ich musste mich neben ein Waschbecken hinsetzen. Mit einem rauen Handschuh scheinbar aus Ziegenhaar schruppt er den ganzen Körper, Arme, Beine, Rücken und Brust bis viele Hautresten in diesem alten Handschuh kleben (– sind die jetzt alle von mir oder von einem vorgängigen Einsatz… :-o) Danach wurde ich grosszügig mit warmen Wasser übergossen und legte mich darauf auf eine Pritsche. Dann begann die Massage, wozu zuerst ein grosser Baumwollsack in Seifenwasser getaucht wird, in der Luft geschwenkt, damit er sich aufbläst, und dann über mir ausgedreht, so dass ich von Kopf bis Fuss voll Schaum war. Bei der Massage wurde dann jeder einzelne Muskel geknetet und die Knochen zum Teil geknackst. Es tat sehr gut und nach der ganzen Prozedur fühlte ich mich vital, fit und irgendwie „erneuert“. Dann nochmals unters Wasser und der Tellak reichte mir Badetücher und trocknete mich sogar ab und legte mir ein Tuch um den Kopf wie ein Turban – herrlich und wie neu geboren! Hamams gibt’s bei uns ja auch – ist also sehr zu empfehlen.

 

Amasra

In Samsun besuchten wir die Grosse Moschee und kamen gerade zur Gebetszeit. Der Muezzin ruft ja fünf Mal am Tag zum Gebet, bei der Morgendämmerung, am Mittag, am Nachmittag, bei Sonnenuntergang und abends. Die Gebetszeiten sind abhängig vom Sonnenstand und der Anfang einer jeweiligen Gebetszeit ist daher täglich und überall in der Türkei unterschiedlich. In grossen Moscheen gibt’s dafür eine Digitalanzeige oder Uhren, die diese Zeiten angeben. Wir sehen viele Männer, die sich vor der Moschee draussen bei unzähligen Wasserhähnen Gesicht und Arme waschen. Danach kann die Moschee betreten werden, aber – die Schuhe bleiben natürlich draussen. Es ist ja überall Teppich gelegt. Uns werden freundlich zwei Hocker angeboten, und wir platzieren uns hinten, gleich beim Eingang, neben vielen älteren Herrschaften. Die Menschen – im Hauptraum sind ausschliesslich Männer – Frauen und Kinder sehen wir auf die Empore treten – setzen oder knien sich auf den Teppich und jeder betet einzeln und still für sich. Nach einigen Minuten erscheint der Imam und die Männer stehen alle auf und stellen sich alle in vielen exakten Reihen auf und das Gebet beginnt. In einem Wechselgebet mit dem Imam nehmen alle die entsprechenden Positionen ein, stehend, kniend, dann mit dem Kopf bis zum Boden und alles wieder retour. Es ist schon speziell, wenn man ein so eine Gebetszeit direkt besuchen und miterleben darf. Noch spezieller wurde es für uns, als das Gebet fertig war. Da wir gerade am Ausgang sassen, mussten alle Menschen ja an uns vorbei. Und es geschah dann umgehend, dass viele Männer uns die Hände reichten, sich mit einem „Teschekür“ – Danke, und „Hoschgeldeniz“ – Willkommen sich über unseren Besuch freuten. Ein Mann schenkte mir sogar einen Misbaha – eine Gebetskette. Ja, wir fühlten uns sehr willkommen.

 

Gebet 4

Nach dem Moscheebesuch taten wir es vielen Leuten gleich und gingen in ein Teehaus zu einem Tee – auf türkisch: çay. Und çay trinken ist auch eine riesige Tradition in der Türkei. Man trinkt den Tee immer, zu jeder Tageszeit sind die Teehäuser mit Männern gefüllt. Dort wird dann gesessen, geplaudert, gelacht, Zeitung gelesen, politisiert, geraucht und eben, Tee getrunken, viel Tee – was wir hier schon Tee getrunken haben… 🙂 Und es ist dann lustig, wenn wir mit den Leuten im Gespräch sind – und wir eh meistens zum Tee eingeladen werden – wenn wir dann gehen wollen heisst es oft: „ja, kommt, einer nehmen wir noch“ „ja, einer geht noch…“

So, jetzt geht’s aber wirklich in die Kappadokien, unsere 4 Tage Urlaub sind da…

 

Beim Tee 1

3 Kommentare

  1. Tolles Projekt, schöne Fotos und sehr interessante Berichte! Vielen Dank und macht weiter so!
    Liebe Grüsse aus der Schweiz

  2. Hallo ihr Weltenbummler
    Zwischendurch mal ein herzliches Dankeschön für eure interessanten und lehrreichen Reiseberichte. Ihr habt auch einen tollen Schreibstil. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute und natürlich viele eindrucksvolle positive Reiseerlebnisse.
    Liebe Grüsse, Kari

  3. Hallo Simon und Christoph!
    Genießt Kappadokien. Ist wirklich schön dort.
    Danach gute Weiterreise.
    Elfi

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