Baku – und die Sache mit dem Fähreticket

Altstadt Karavansaray 3

 

Wir erreichen Baku, die Hauptstadt Aserbaidschans, quartieren uns in einem kleinen Hotel, etwas ausserhalb des Zentrums ein, welches wir nach langem Suchen endlich fanden. Hier ist aber auch nichts angeschrieben! Das merken wir dann auch tags darauf, als wir zur Usbekischen Botschaft wollen. Nur dank einigen Hinweisen von Internetforen, finden wir den Ort; der Taxifahrer, den wir hatten, musste diverse Male Leute auf der Strasse fragen und niemand konnte so richtig helfen. Die Quartiere sind sehr verwinkelt und wie gesagt, Strassennamen und Hausnummern sind eher eine Seltenheit. Und wenn es Hausnummern gibt, kann es sein, dass es alte Nummern sind, und mittlerweilen wurden die Häuser neu nummeriert…! So geschehen auf unserer einstündigen (!) Suche nach der Touristeninfo. Dafür fanden wir den alten Hafen und die Office, wo es die Tickets für die Fähre nach Aqtau/Kasachstan geben soll, ziemlich auf Anhieb. Auch eine grosse Tafel mit den Preisen verrät uns, dass wir richtig sind. Ticketpreis für Personen ohne Fahrzeug von Baku nach Aqtau: 110.- US Dollar, für Fahrt, Koje, Bettwäsche und Essen. Prima, dann nur noch buchen. Leider hat nun das Ganze einen Hacken – einen grossen Hacken, denn wie wir aus dem Internet her wissen, besteht ja keine klassische Fährverbindung, sondern es sind Frachtschiffe, die nach Aqtau fahren, und die nebst der Fracht noch ein paar Passagiere mitnehmen können. Und die Frachter laufen erst aus, wenn es genügend Güter hat, die nach Kasachstan geliefert werden müssen. So, und das führt dazu, dass der Ticketschalter nur ganz selten besetzt ist, und niemand genau weiss, wann die nächste Fahrt ist. Bei unserem ersten Besuch war natürlich niemand da ausser ein paar türkische LKW Fahrer, die nach Türkmenistan wollten. Wir unterhalten uns kurz mit ihnen und sie meinen, um 14:00 sei jemand da, und ich konnte einem Fahrer meine Aserbaidschanische Telefon Nummer geben, er ruft mich dann an, wenn jemand am Schalter ist. Prima. Abends um sechs kommt dann das Telefon, jetzt sei kurz jemand da, oder sonst morgens um neun. Ok, da wir zu dem Zeitpunkt schon zurück im Hotel sind, planen wir am nächsten Tag da hinzugehen. Gesagt getan, aber auch am nächsten Tag um neun ist niemand da. Naja, so ist das halt, und da wir eh noch auf unsere Visum warten müssen, und das Ticket sowieso erst am Abreisetag gekauft werden kann, lassen wir es mal bei den Versuchen und schauen uns die Stadt an.

 

Baku Flame Towers 2

Wow, und Baku ist eine moderne Stadt mit gewaltigen Gebäuden und modernster Architektur. Aber auch Bauten, welche vor über hundert Jahren gebaut wurden, zur Zeit, wo in Aserbaidschan das Geschäft mit dem Erdöl begonnen hatte. Hier war unter anderem die Gebrüder Nobel (die vom Nobelpreis), welche hier sehr früh ins Ölgeschäft eingestiegen sind. Gewisse Prachtsbauten aus der Zeit sehen aus wie in Wien und wurden auch von österreichischen Architekten gebaut. Das Wahrzeichen der Stadt sind dann die Flames Towers, drei Glaswolkenkratzer, welche hoch über der Stadt thronen und nachts in bunten Farben leuchten. Allgemein ist abends alles beleuchtet und an der riesigen Strandpromenade kommen die Menschen zusammen um zu essen und trinken, spazieren und reden. Ja, nach Sonnenuntergang lebt die Stadt so richtig auf, untertags ist es einfach absolut zu heiss und schwül. Die Temperaturen gehen locker um die 40 Grad. Wir kriegen das auch zu spüren und sind schon nach kurzer Zeit bachnass… Da gibt’s nur eins: schnellstmöglich ins kühle Nass. Wir fahren an einen Strand, nördlich von Baku, und geniessen einen Tag das Kaspische Meer, die Sonne und einfach das nichtstun – herrlich!

 

Am Strand 1

Die Altstadt Bakus weisst neben der Karavanasaray, auch wieder eine Herberge, wo früher die Karavanen stoppten, auch einen hohen Turm auf, der Maiden Tower, der früher ganz am Meer stand. In den Jahrhunderten ist dann das Kaspische Meer immer weiter zurück gegangen und jetzt sind wir hier ca. 28 Meter unterhalb der normalen Meereshöhe. Wir schlendern durch die Altstadt, besuchen den Turm und schauen in ein paar orientalische Geschäfte rein.

Als dann die Visa für Usbekistan und Kasachstan fertig sind, gehen wir wieder die Organisation der Tickets für die Fähre an. Wir haben unterdessen auch eine Telefonnummer herausgefunden, wo man sich erkundigen kann, ob an dem Tag nun ein Schiff ablegt. Die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung spricht aber nur Aserbaidschanisch und Russisch und unsere Kenntnisse reichen für einen solchen Dialog per Telefon bei weitem noch nicht; scheinbar kann man die Tickets auch nicht an dem Ort kaufen, wo wir glaubten, sondern in einer anderen Office, irgendwo im riesigen Hafengebiet von Baku. Doch prommt und im besten Timing schickt uns ein Schutzengel wieder Hilfe! Christine, eine Cousine von Christoph kennt eine Aserbaidschanische Kollegin, die auch im Vorarlberg wohnt. Und deren Schwester, Kamala, lebt in Baku, und wir sollen uns bei ihr melden. Wir werden dann von Kamala herzlich empfangen und können sogar bei ihr übernachten. Sie verwöhnt uns kulinarisch und wir können manchmal gar nicht so viel essen, wie sie auftischt – herrliche Aserbaidschanische Küche gibt es. Und für das Ticket macht sie uns alle Telefonate und reserviert uns zwei Plätze auf dem nächstmöglichen Schiff. Genial!

 

mit Kamala unterwegs

Da die Fähre heute nicht geht, machen wir mit Kamala einen Ausflug ins Landesinnere. Zuerst besuchen wir den Qobustan Nationalpark, eine weite Hügellandschaft, wo steinzeitliche Felszeichnungen gefunden wurden. Hier lebten schon vor über 6000 Jahre Menschen. Und nebst den Zeichnungen liegen einige lange Steinplatten, welche als Musikinstrumente benutzt wurden. Mit Hilfe von handgrossen Steinen schlägt man auf die Platten und es erzeugt einen Klang – das muss ich natürlich gleich ausprobieren. J
Das Aserbaidschan das Land des Feuers ist, sehen wir deutlich bei unserem nächsten Stop: Yanar Dag, das ist ein seit dem Altertum brennendes, natürliches Feuer, welches an einem Hügel, etwas ausserhalb von Baku brennt. Die Erdgase Methan, Butan und Propan strömen hier aus dem Boden; man kann das Gas richtig riechen, und jep, die Leute hier meinen, es brenne schon seit 5000 Jahren ununterbrochen – schon Marco Polo soll hier gewesen sein – beeindruckend. Auf dem Rückweg fahren wir an einem grossen Salzsee entlang und treffen auch auf viele kleine Ölförderpumpen, die einfach so, mitten in der Landschaft stehen und das schwarze Gold ans Tageslicht fördern.

Dann, am nächsten Tag kam dann der Anruf, es laufe heute Abend ein Schiff aus – super news, also schnell an den Hafen, ein Ticket kaufen. Aber den Schalter hätten wir alleine sicher nicht gefunden. Wir fahren mit Kamala zum Hafen, jedoch fast zehn Kilometer weiter östlich, wo wir waren. In einem kleinen Häuschen mit einer grauen Eisentür, wo nichts angeschrieben war oder darauf hinweisen könnte, dass es hier Tickets gibt, dort gingen wir hin und kauften uns zwei Tickets für das Abendschiff nach Aqtau. Great, happy und voller Vorfreude auf die Seefahrt machen wir uns auf den Weg in den 70 km südlich gelegenen Hafen, wo dann das Schiff fahren soll. (Ja, das kommt noch dazu, dass das Schiff gar nicht im Hafen von Baku ablegt…) Nach einstündiger Fahrt mit dem Bus erreichen wir dann den Port Baku Deniz Limani und wandern mit grossen Schritten auf die Hafenanlage und den Zoll zu. Wir reisen ja jetzt aus Aserbaidschan aus, und auf der anderen Seite des Kaspischen Meeres wartet bereits unser nächstes Land, Kasachstan. Doch zuerst eine mehrtägige Schiffsreise – die Wanderer gehen an Bord 🙂

 

Essen sehr fein...

Ein Kommentar

  1. Hallo ihr Zwei, Recht herzlichen Dank für die interessanten Berichte. Es ist eine Freude sie zu lesen. Alles Gute auf dem Schiff und ich freue mich auf weitere Geschichten. Liebe Grüsse Ageli

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